Beim diesjährigen Freundeskreisleitertag in Machtolsheim beschäftigten sich rund 100 Leiter der Freundeskreise mit dem Thema Medien- und pathologische Glücksspielsucht. Es war eine gute Mischung aus Referat durch die Suchttherapeutin Karin Ibele-Uehling und zwei Betroffenen, die gemeinsam über die ausgehende Gefahr von Medien wie Computerspielsucht (Gaming), Video- und Streaming, Onlineshopping, Soziale Netzwerke und Foren und das persönliche Erleben berichteten. Beide Betroffene kamen als Teenager in den Sog der Computerspielsucht, die deren Eltern nicht kontrollieren konnten. „Beim Alkohol hätten sie es gerochen oder gemerkt, wenn wir einen Rausch im Gesicht haben. Zocken bleibt unsichtbar und ist schwer zu überprüfen“, so einer der Beteiligten, heute im mittleren Alter.
Eigene Interessen verloren sich und trotz auftauchender Probleme war es nicht mehr möglich mit dem Spielen aufzuhören. Vertuschen und eine Flucht an andere Orte waren ebenso Folgen wie Lügen über das Ausmaß der Problematik und um an Geld zu kommen. Mit illegalen Handlungen wurden am Ende Glücksspiele finanziert, denn auch die wurden für einen der Betroffenen parallel dazu zur Sucht.
„Wer einmal richtig drinnen hängt, für den ist eine totale Abstinenz nicht mehr möglich“, weiß Karin Ibele-Uehling. Mit Hilfe therapeutischer Unterstützung unterstützt sie Betroffene, ihr Leben wieder in eine Balance zu bringen. „Es geht darum, Ausgleiche zu schaffen und in Verbindung mit einer Umstellung von digitalem Alltag auf ein analoges Leben, reale Freunde zu finden.“ Eigene Interessen müssten wiederentdeckt werden und auch Sport unterstütze das körperliche wie seelische Gleichgewicht. Bei allem sei es auch wichtig, die biografischen Hintergründe zu erforschen, um dem Sog zur Sucht auf die Spur zu kommen.

„Ich muss immer meinen Pegel halten. Ich brauche Dauerstress. Es muss dauernd was passieren, damit ich nicht spiele. Ich muss in Bewegung sein, es darf keine Ruhe einkehren und ich mache immer was im Extremen. Aber das geht auf Dauer nicht.“ Betroffener B.K.
„Es wäre gut gewesen, wenn mir meine Eltern Grenzen gesetzt hätten. Aber sie haben es am Anfang gar nicht so gemerkt. Hätte ich nach Alkohol gestunken oder einen Rausch im Gesicht gehabt, hätte mich mein Vater geprügelt. Aber das Spielen war ja unsichtbar.“ Betroffener B.Z.